Und weil's so schön war sitzen wir nach einer guten Stunde schon wieder im Bus und werden prompt entführt von 2 zwielichtigen Gestalten: dem Busfahrer und einem nur tschechisch sprechendem Reiseleiter in einem klapprigen, dunklen, engen Bus. Eigentlich hatten wir eine geführte Stadtrundfahrt im Panoramabus gebucht, beides fehlt hier aber, denn die Erklärungen sollen wir per Kopfhörer bekommen, doch an vielen Plätzen gibt es keinen und, wie gerade erwähnt, der Begleiter spricht weder deutsch noch englisch und wir nun mal so eher kein tschechisch. Und dann heißt es, wir sitzen im falschen Bus und ehe wir uns versehen sind wir wieder zurück am Hotel und da steht der richtige Bus, der richtige Fahrer und ein Reiseleiter, der Deutsch spricht und uns in den nächsten zwei Stunden ganz viel von Prag erzählt. Wir erfahren etwas über die vier Stadtteile, darüber, wie alt die alle schon sind, dass es in Prag 18 Brücken gibt, ich erinnere mich an eine Zahl von 120 Kirchen, von denen zwei Nikolauskirche heißen, wir sehen ein beeindruckendes Denkmal für die Menschen, die in der Zeit des Kommunismus verschwunden sind und erfahren, wo die Deutsche Botschaft ist. Die weiteren Infos habe ich mir nicht so gemerkt. Dass er mit uns nicht die besten Zuhörer hat, merkt unser Reiseleiter, sobald wir auf der Prager Burg dem Bus entstiegen sind. Aber er schafft es doch, uns einigermaßen zusammen zu halten und zeigt uns die Burg und den Veitsdom von außen. Von innen muss ausfallen, es findet gerade ein Gottesdienst statt. Zum Abschluss führt er uns in die Touristenattraktion das "Goldene Gässchen". 5 Min. steht er uns hierfür zu, nach 10 sind wir tatsächlich alle wieder am Eingang/Ausgang.

Über einen kleinen Weinberg unterhalb der Burg mit schönem Blick auf die Stadt geht es steil hinunter, unten wartet schon der Bus. Über die Moldau führte die Route zurück in die Stadt zum Altstädter Ring. Public Viewing zur kommenden Fussball EM ist auch in Prag ein Thema, der Platz ist voll mit den Aufbauten dafür und somit zum Fotografieren der Architektur nicht gerade geeignet, Außerdem ist er voll mit Menschen. Wir folgen dem Mensch mit dem Regenschirm, zum Glück verirrt sich keiner aus unserer Gruppe zu einem anderen Menschen mit einem anderen Regenschirm. Ob das wohl oft passiert? Nach einer kurzen Info zur astronomischen Uhr sind wir entlassen und auf uns alleine gestellt. Wohin? 18 Leute, 18 Meinungen, oder so ähnlich. Nach kurzer Überlegung geht's erst mal Richtung Karlsbrücke. Aber da laufen alle hin. Wir haben Hunger und wollen mit dem Essen rechtzeitig vor Beginn der blauen Stunde fertig sein, aber welches der vielen Lokale am Wegesrand ist das richtige für uns, wo will man uns nicht nur ausnehmen und bietet auch noch schmack- und nahrhaftes Essen. Wir verlassen die Haupt-Touri-Route zwischen Altstädter Ring und Karlsbrücke und nach 2 Querstraßen kehrt auch schon langsam Ruhe ein. Das erste Restaurant bietet einen Tisch für 18 Personen, ist aber noch mitten im Getümmel und wir befürchten, dass sich die außen veröffentlichen Preise drinnen plötzlich erhöhen, so wie wir es in Amsterdam erlebt haben. Das nächste schöne Restaurant bietet einen ebenso schönen Biergarten aber leider keinen Platz für 18 Personen. Das nächste, das wir ausgucken, hat genug Platz für uns, ist preiswert, sieht ganz nett aus und alle werden halbwegs satt, mehr positives ist davon aber nicht zu berichten. Um 21:30 Uhr stehen wir zum richtigen Moment am richtigen Platz mit Blick auf die Karlsbrücke und Burg, leider hat aber niemand ein Stativ dabei. Das Brückengeländer bietet einen mehr oder weniger guten Ersatz. Die Zeit für den Rückweg verlängert sich proportional zur Anzahl der geschossenen Fotos und nach einem kurzen Treffen auf der Terrasse ist der erste Tag schon vorbei.

Das Botel Admiral ist in Form eines Schiffes gebaut und liegt direkt auf der Moldau. Auch die Innenausstattung ist sehenswert, von mir gibt es eine ganz klare Empfehlung für diese schöne und stadtnahe Unterkunft. Um 9 Uhr starten wir am Freitag Morgen gemeinsam zur Stadtbesichtigung. Der vom Orgateam ausgearbeitete Plan sieht eine Tour durch die Kleinseite und die Burg sowie das Kloster Strahov vor. Mehr oder weniger sehen die meisten von uns auch diese Punkte. Alle zusammen entdecken wir als erstes die Strassenbahnstation Andel, direkt dort kommt es dann für einen Teilnehmer zu einem folgenschweren Prager Straßensturz. Ein blutiges Knie und eine zerrissene Hose sind die Folge - aber die Kamera ist heile geblieben!! An der Nikolauskirche auf der Kleinseite verlassen wir die Bahn und teilen uns auf in kleinere Gruppen. 18 Leute, von denen die meisten Fotografen sind, gemeinsam durch eine Stadt ist zu viel. Karlsbrücke, die kleinen Gassen der Kleinseite und die Burg sind die Fotomotive unserer 4er-Gruppe.

Um 13 Uhr ist ein Gruppentreffen auf dem Burghof geplant, mit 10 von 18 findet sich immerhin ein Teil dort auch ein, der Rest hat telefonisch abgesagt und vergnügt sich in der Altstadt und im jüdischen Viertel. 2 der 10 stellen sich in der Schlange zur Besichtigung des Veitsdom an, da waren wir noch 8. Wir laufen durch das Burgviertel zum Kloster Strahov, dort gibt es im Gartenlokal erstmal Kaffee und Kuchen, anschl. eine Besichtigung der absolut sehenswerten Bibliothek. Danach können wir mit großen gelben Stickern auch nachweisen, dass wir fotografieren dürfen. Die Neue Welt ist unser nächstes Ziel, keine Ahnung, warum das Viertel Neue Welt heißt, die Häuser dort sind ganz schön alt und ganz schön anzusehen. Zwischenzeitlich sind die Wolken dichter und dunkler geworden, nachdem der bisherige Tag sonnig und warm war, und auf dem Weg auf der steilen Nerudova den Berg hinunter setzt der Regen ein und macht das Kopfsteinpflaster nass und rutschig, aber wir landen heile an der Strassenbahnhaltestelle. Zurück ins Hotel, einen Moment ausruhen und die Stative holen.

Damit wir nicht wieder suchen müssen haben wir das Lokal für das Abendessen dieses Mal schon im Laufe des Tages reserviert, neben dem Kloster Strahov, draußen im Garten. Petrus hat ein Einsehen, es ist immer noch schön warm und es hat aufgehört zu regnen. Die Straßenbahn bringt uns hinauf auf den Berg, Lokal, Essen und Service sind klasse. Rechtzeitig zur blauen Stunde verschwinden die Wolken, wir haben die Stative dabei, wir haben von oben auch einen tollen Blick über die Stadt, aber jetzt fehlt die Moldau im Vordergrund. Deshalb fahren wir wieder herunter und suchen den Platz, von dem aus man einen Blick über den Fluss in seiner ganzen Länge und die Brücken der Stadt hat. Wenn man aber nur eine ungefähre Idee hat, wo dieser Platz sein könnte und die blaue Stunde so langsam in die schwarze Nacht übergeht, ist diesem Vorhaben nicht viel Glück beschert. Wir finden am Berg einen Aussichtspunkt, aber leider nicht den Richtigen und außerdem ist es mittlerweile stockduster, nix mehr mit tiefblauem Himmel. Ein Teil der Gruppe wird es am nächsten Tag noch mal versuchen und mit besserer Planung auch genau das Motiv finden, dass wir heute gesucht haben.

Jeder hatte vorher so seine Idee, was er gerne in Prag fotografieren möchte. Und dazu gehörten auch Fotos von der Karlsbrücke im frühesten Morgenlicht, am besten noch bei Nebel. Sechs von uns entschließen sich, diese Idee am Samstag Morgen umzusetzen. Um 4:30 Uhr treffen wir uns zu fünft an der Rezeption, nur eine war noch früher aufgestanden und ist schon unterwegs. Nebel gibts es heute morgen nicht, dank ein paar Nachzügler-Wolken von gestern Abend auch keinen Sonnenaufgang, diese frühe Morgenstimmung zu einer Zeit, in der nur noch einige Nachschwärmer unterwegs sind, ist trotzdem klasse. Tagsüber kann man auf der Karlsbrücke vor lauter Menschen manchmal noch nicht mal mehr das Kopfsteinpflaster sehen, heute morgen haben wir die Brücke fast für uns alleine

Wie schon mit unserem Frühaufsteherausflug begonnen, verbringen wir den Tag in kleinen Gruppen, so dass der Blogbericht hier ein bisschen einseitig wird. Unsere Gruppe startet am Wenzelsplatz. Fotografisch ist der Platz nicht wirklich spannend, also fotografieren wir erst mal uns gegenseitig. Vom Penzion Museum hat man einen schönen Blick über den Wenzelsplatz und nach dem auch die im Kasten ist kommt wie bestellt eine Roller-Rallye. Die Schätzungen zu den teilnehmenden Rollern liegen zwischen 500 und mehr als 1000, auf jeden Fall dauert das Spektakel ungefähr eine Viertelstunde. Das Café Europa soll sehr schön sein, deshalb machen wir dort Pause, es ist aber nicht so spektakulär wie angekündigt. Die Metro liegt in Prag weit unter der Erde, steile und lange Rolltreppen führen uns herunter und im jüdischen Viertel wieder ans Tageslicht. Hier geht unser Weg zuerst zum jüdischen Friedhof. Den kann man besichtigen, fotografieren ist dabei aber nicht erlaubt, deshalb beschränken wir uns auf einen Blick durch ein Guckloch in der Mauer. Ist schon witzig, wie wir mit anderen Touristen in einer Reihe stehen, um einmal einen Blick durch das kleine Fenster  zu werfen. Der Friedhof ist ein einziges Gewimmel von Grabsteinen. Aus dem Reiseführer ist zu entnehmen, dass hier die Toten aus Platzmangel übereinander beerdigt wurden und so in bis zu 12 Schichten aufeinander liegen, der Friedhof wurde bis 1787 genutzt. Die nächste Station ist eine der Hauptattraktionen in Prag, der Altstädter Ring. Hier gibt es Mittagessen im Stehen. Der Prager Schinken ist mit Vorsicht zu genießen, der ausgeschilderte Preis gilt für 100 g und die Portion liegt äußerst deutlich über 100 g. Für den Endpreis von über 300 Kronen gibt es im Lokal eine gutes Essen inkl. Sitzgelegenheit. Gemeinsam mit dem Touristenstrom lassen wir uns zur Karlsbrücke treiben.

Nach einer Siesta im Hotel wollen wir eine weitere Attraktion nicht verpassen: den Blick von ganz oben auf die Stadt, vom Nachbau des Eifelturms, der auf dem Petrinhügel hoch über der Moldau liegt. Hinauf geht es mit der Standseilbahn nach einer Wartezeit von ca. 20 Minuten. Vom Fuß des Turms verwehren hohe Bäume den Blick auf die Stadt, aber von der Spitze des Turms ist der Blick auf die pastellfarbenen Häuser und die Dachlandschaft fantastisch. Abendessen gibt es für meinen Teil der Gruppe im Hotel, klasse Service, lecker, akzeptabler Preis und den Blick auf die Moldau im warmen Abendlicht gibt's gratis dazu. Rechtzeitig zur blauen Stunde sind wir wieder in der Stadt. Zu viert haben wir uns als Ausgangspunkt für unsere Fotos heute den Turm der Nikolauskirche auf der Kleinseite ausgesucht. Bis 22 Uhr hat die Aussichtsplattform geöffnet, im Halbdunkel ist der Weg im Turminneren abenteuerlich. Es geht vorbei an den Glocken, über mehr oder weniger steile Holzstiegen und um viele Ecken nach oben. Der Ausblick belohnt für die Anstrengung, zumindest in den ersten 10 Minuten. Wir haben bei unserem Plan eines nicht bedacht. Wir stehen auf einer der Attraktionen der Stadt und diese werden beleuchtet. So stehen wir nach kurzer Zeit im gleißenden Scheinwerferlicht und es ist fast nicht möglich, an den Scheinwerfern vorbei zu fotografieren. Um kurz vor 22 Uhr wollen wir wieder herunter, die ersten beiden unserer Gruppe sind schon auf der Treppe nach unten, da stehen wir vor verschlossener Tür. Hilfe, ich will heute Nacht nicht hier übernachten. Wir haben Glück, der Türschließer ist noch nicht weit weg und lässt uns hinein - noch mal Glück gehabt. Unseren Abendausflug beenden wir an einem kleinen Strand mit Blick auf die Karlsbrücke und einem Bummel durch die kleinen Gassen der Kleinseite. Nach und nach trudeln nach dem unterschiedlichen Tagesprogramm alle wieder am Hotel ein zu einem Abschiedstreffen auf der Terrasse.

Über unseren letzten Reisetage gibt es nicht mehr sehr viel zu berichten. Koffer packen und ein letztes Mal in dem stilvollen Restaurant frühstücken, schon steht der Bus auf dem Kai und erwartet uns für die Heimreise. In Leipzig machen wir eine etwas längere Pause, die wir für eine kurze Stadtbesichtigung nutzen.   Viel sehen wir in der einen Stunde nicht, aber für einen ersten Eindruck reicht es. Die restliche Heimfahrt verläuft ereignislos und den einen Stau auf der Strecke umfährt unser Fahrer souverän und ohne großen Zeitverlust. Die meisten nutzen die Zeit für eine ausgedehnte Siesta. Fazit: Die Speicherkarten sind voll, die Akkus leer, die Füße müde, das verlängerte Wochenende war klasse und Prag ist auf jeden Fall eine Reise wert.