Gelandet und mit dem Bus nach Lido di Jesolo. Im Sommer ein Touristenmagnet, jetzt fast ausgestorben. Das Hotel hat von außen den Charme der 70er Jahre, liegt aber direkt am Strand und ist innen wohnlich eingerichtet. Die Zimmer sind dann schon eher als zweckmäßig zu bezeichnen, aber immerhin, mit Meerblick, auch wenn ich dafür auf den Balkon hinaus gehen muss.

Auspacken und Venedig erobern ist der Plan. Aber erst mal hinkommen

Die Bushaltestelle ist dank der Beschreibung der freundlichen Hotelmanagerin nach 5 Minuten Fußweg gefunden, der nächste Bus soll aber erst um viertel nach vier, also in 20 Min. kommen. Darauf entschließt sich ein Teil der Gruppe, doch lieber Lido di Jesolo näher kennen zu lernen.

Ich gehöre zu dem anderen Teil, wir lassen uns nicht abschrecken. Venedig ist weiter unser Ziel. Dafür  braucht man aber eine Fahrkarte, und wir haben keine - aber einen netten Busfahrer. Er lässt unsere neunköpfige Gruppe so einsteigen, das Ticket können wir dann in Punta Sabbioni nachlösen. 5 Euro für Hin und Her, ein akzeptabler Preis. Für das Schiffsticket zahlen wir noch einmal 33 Euro, dafür können wir aber in den nächsten 3 Tagen mit der Fähre und mit jedem Vaporetto fahren, dem venezianischen Pendant zum Bus. Während der Überfahrt haben wir einen wunderbaren Sonnenuntergang und rechtzeitig mit Beginn der „blauen Stunde“ erreichen wir um halb sechs die Stadt.

Für unsere erste Besichtigungstour bleibt uns nur eine gute Stunde Zeit, da wir schon um 20 Uhr zum Abendessen wieder im Hotel sein müssen. Genug, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Mit uns sind viele Menschen unterwegs, aber erst morgen sollen wir merken, dass es heute Abend noch richtig leer ist. Bis zum Dogenpalast kommen wir, den Campanile und den Markusplatz können wir schon sehen, da wird es schon wieder Zeit für den Rückweg, um die Fähre rechtzeitig zu erwischen.    

30 Min. Fährfahrt, 30 Min. Busfahrt, zwischendurch ein bisschen Wartezeit - genau um 20 Uhr können wir an der Piazza Trieste aus der Buslinie 5 wieder aussteigen, zum Abendessen trifft sich dann die ganze Reisegruppe im Restaurant. Vor dem Kamin in der Hotelhalle lassen wir den ersten Abend ausklingen.

Urlaub? Ausschlafen? - Ist nicht! Um 6.15 Uhr klingelt der Wecker, pünktlich um 7 Uhr ist die Gruppe am Frühstückstisch versammelt. Die Piazza Trieste sieht uns um 7.45 Uhr wieder, vor der Kirche waren wir auf den Bus, der ohne uns fahren soll. Wir haben geglaubt, wir können wieder in Punta Sabbioni das Ticket bezahlen, aber vielleicht mag der Busfahrer keine Touristen, vielleicht ist er aber auch einfach nur noch müde, so früh am Morgen. Auf jeden Fall lässt er sich nicht erweichen, wir müssen unsere Tickets in dem 10 Min. Fussweg entfernten Busbahnhof besorgen und den nächsten Bus um 8.15 Uhr nehmen. Um 9 Uhr sitzen wir dann aber auf der Fähre nach Venedig. 

Rechtzeitig, um das weiche Morgenlicht noch auszunutzen, treffen wir in der Stadt an der Statione Zaccaria an der Riva degli Schiavoni ein. Hier ist heute weitaus mehr los als gestern, zu dieser frühen Stunde ist es aber noch nicht wirklich voll.

Der Carnevale di Venezia startet offiziell erst Morgen. Mit unserem Karneval ist er nicht zu vergleich. Die Kombination der alten Stadt mit den Kostümen aus vergangenen Zeiten macht den besonderen Reiz aus.

Ob sich auch Einheimische verkleiden, haben wir nicht in Erfahrung bringen können. Alle Kostümierten, die wir gesprochen haben, kamen aus anderen Ländern. Die Maskenträger und die Fotografen bilden hier eine Symbiose. Die einen wollen sich in ihren wunderschönen Kostümen und Masken zeigen und fotografieren lassen und die anderen wollen fotografieren.

Wohin gehen alle Touristen als erstes - zum Markusplatz - wir auch. Die Basilica di San Marco ist ein lohnenswertes Fotoobjekt und steckt voller kleiner Details. Der strahlend blaue Himmel hebt die filigranen Strukturen noch hervor. Wir verlassen aber bald wieder das lebhafte Treiben am Markusplatz und machen uns auf den Weg zur Rialtobrücke, dem zweiten Touristenmagnet der Stadt. Auf dem Weg dorthin durchstreifen wir das Viertel, verlaufen uns ein paar Mal und landen letztendlich doch da, wo wir hin wollen.

Nach einer guten Stunde erreichen wir unser erstes Etappenziel, die Rialtobrücke. Auf der Nordseite der Brücke ist die Menschenmenge noch überschaubar. Wir treffen 3 weitere Teilnehmer unserer Reise, ich hätte nicht gedacht, dass wir tatsächlich jemanden vor der Rückfahrt auf der Fähre wiedersehen. Auf dem höchsten Punkt der Brücke kann man auf die andere Seite wechseln, besser gesagt, man könnte, wenn man in der Menschenmenge durchkäme. Wir schaffen es mit einiger Mühe bis zum Mittelgang, dort liegt ein Souvenirgeschäft neben dem anderen. Uns interessieren aber nicht so sehr die Souvenirs, uns interessiert die Stadt. Also schieben, schubsen und drängeln wir noch einmal und stehen dann auf der anderen Seite der Brücke. Auf welcher Seite der Blick auf den Canal Grande schöner ist, ist schwer zu sagen. Eine Postkartenidylle ist es auf beiden Seiten.

Die Rialtobrücke zu verlassen ist genauso schwierig, wie auf die Brücke zu kommen. Und wir treffen mitten in dem Getümmel am Fuss der Treppe tatsächlich noch zwei weitere Reiseteilnehmer unserer Gruppe. Bislang waren wir nur zu  zweit, den Rest der Besichtigungstour machen wir ab jetzt zu viert. Die Gassen, durch die wir laufen, sind ruhiger, so dass nicht die Gefahr besteht, sich zu verlieren. Zuerst geht es zum Fischmarkt, danach lassen wir uns wieder einfach nur treiben und erkunden die Viertel S. Polo und S. Croce. Ab und zu kommen wir an eine Stelle, die uns schon bekannt vorkommt - mal wieder in die Runde gelaufen.

Zur Mittagszeit nähern wir uns wieder dem Canal Grande, damit wird es auch gleich wieder voller in den kleinen Gassen. Ponte Scalzi - die Brücke überquert direkt neben dem Bahnhof von Venedig den Ganal Grande, wir tun das gleiche. Direkt an der Brücke liegt ein nettes Lokal. Von den Preisen nicht gerade das günstigste Restaurant, aber wir nehmen den Sightseeing-Zuschlag gerne in Kauf. Auf  

jeden Fall hat  man hier kein Problem damit, auch nur eine halbe Pizza zu servieren und so hält es sich preislich noch im Rahmen. Dafür können wir eine tolle Aussicht genießen - und mit knapp 10 Grad und strahlendem Sonnenschein ist es auch warm genug, draußen zu sitzen.

Wir lassen uns weiter treiben, diesmal durch das Viertel Dorsoduro und nach einer Kaffee- und Eispause am Campo di S. Margherita erreichen wir um viertel vor fünf die Fondamenta delle Zattere, eine schöne breite Promenade mit prachtvollen Häusern am Canale della Giudecca, die von der Abendsonne wunderschön beleuchtet werden.

An der Basilica di Santa Maria della Salute besteigen wir das Vaporetto und überqueren den Canal Grande. Auf der anderen Seite ist wieder merklich mehr los, es sind auch wieder mehr Masken zu sehen. Auf der Piazza San Marco ist es dann richtig voll, das bunte Treiben auf dem Platz und in den

umliegenden Cafes ist faszinierend, aber leider bleibt uns bis zur Abfahrt unserer Fähre um 18.42 Uhr nicht mehr viel Zeit.

Abwechslung ist gut - das hat sich auch Petrus gedacht. Nach dem strahlenden Sonnenschein vom Vortag haben wir am Sonntag bedecktes Wetter. Morgens lässt sich noch einmal kurz die Sonne sehen, dann verzieht sie sich aber ganz und versteckt sich für den Rest des Tages. Die Promenade, der Markusplatz und die Masken sind heute unser erstes Ziel. Ohne Sonne gibt es auch keine harten Schatten, das Wetter hat also auch Vorteile.

Kalt ist es heute, wir machen deshalb bald Kaffeepause zum Aufwärmen in einem kleinen Lokal in der Salizzada San Provolo. Danach wollen wir eigentlich zum Anleger im Norden um von dort überzusetzen auf die Friedhofsinsel San Michele. Einen Friedhof empfinden wir als passend bei diesem grauen Licht. Aber erst einmal müssen wir hinkommen. Wir verlaufen uns mal wieder und stehen zum zweiten Mal vor der Chiesa di Zaccaria. Von hier sind es nur wenige Schritte zur Vaporettohaltestelle Zaccaria, also ändern wir den Plan und fahren von dort mit dem Vaporetto einmal um die Ostseite von Venedig herum.  

Die Friedhofsinsel San Michele ist groß, sehr interessant und fotografieren ist verboten. So gibt es auch keine öffentlichen Fotos von dieser so ganz anderen Grabkultur. Alle Gräber sind mit bunten Kunstblumen geschmückt und oft mit den Fotos der Verstorbenen. Ungemütlich kalt ist es auch hier, bald verlassen wir die Insel wieder und fahren weiter nach Murano, wo wir ein gemütliches kleines Lokal zum Mittagessen finden. Die Schönheit Muranos geht an uns etwas vorbei. Als wir ankommen, haben wir erstmal Hunger und nach dem späten Mittagessen ist das Wetter nicht nur grau und kalt, jetzt regnet es auch noch. Der leichte Nieselregen hält uns von einer weiteren Besichtigung ab. Nach einem kurzen Schaufensterbummel, entlang der Läden mit Fenstern voller Glasartikel, nehmen wir das nächste Vaporetto mit Ziel Piazza Roma. Danach fahren wir im Regen durch den Canal Grande bis zur Rialtobrücke. Selbst das trübe Wetter nimmt nichts von der leicht verfallenen Farbigkeit der anliegenden Häuser.

Ich möchte gerne noch mit ein paar Fotos die abendliche Regenstimmung einfangen, die Spiegelungen der Lichter auf dem Wasser der Kanäle und auf dem Pflaster in den Gassen bieten auch bei schlechtem Wetter lohnende Motive. Deshalb steige ich an der Rialtobrücke aus und gehe zur Statione Zaccaria zu Fuss. Dieses Mal richte ich mich nach den Hinweis-schildern, die überall angebracht sind und so bin ich schon nach 20 Minuten am Piazza San Marco. Trotz des Regenwetters sind hier noch maskierte Teilnehmer des Carnevale anzutreffen, auch wenn es im Vergleich zu heute mittag merklich leerer geworden ist. Mir bleibt noch genug Zeit, auf dem Weg zum Schiffanleger die kleinen Gassen hinter der Promenade zu durchstreifen. Zum Schluss werden mir diese kleinen Gassen fast noch zum Verhängnis. Die geplante Abkürzung zum Anleger existiert nicht, jeder Abzweig führt mich weiter weg vom Ziel. Also drehe ich um und laufe. Außer Atem erreiche so gerade noch das Schiff und bin damit mit ein paar anderen Unentwegten pünktlich zum Abendessen im Hotel, während der größere Teil der Gruppe bei der feuchten Witterung die Besichtigung schon eher abgebrochen hatte.

Am Montag ist der Tag der Heimreise angebrochen. Heute müssen wir nicht wieder um 6 Uhr aufstehen, für einen weiteren Ausflug nach Venedig reicht die Zeit nicht. Für einen kleinen Stadtbummel aber schon.Die Sonne scheint, der Himmel ist so blau, wie Himmel am Stand sein sollte, perfekt für ein paar Fotos und das Abschiedsgruppen-Foto. Der Rückflug startet pünktlich um 14.40 Uhr. Im Gepäck habe ich ein bisschen Sand vom Strand, eine kleine Maske und eine Glaskette und 900 Fotos, die die Erinnerung an 3 schöne Tage wachhalten werden.